Wertmodell

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New Work 1.0

In einer globalen und digitalisierten Arbeitswelt, wie wir sie heute vorfinden, scheint der Begriff „New Work“ bereits fest etabliert zu sein. Im Spannungsfeld der vielschichtigen Herausforderungen unserer Zeit wie Veränderung der Märkte, Digitalisierung von Geschäftsprozessen, Demografie, technologischer Fortschritt oder auch dem Klimawandel suchen Unternehmen nach langfristigen Lösungen, um diesen Herausforderungen zu begegnen und zukunftsfähig zu bleiben. 

Doch hält das schnell verwendete Label sogenannter „New Work“-Konzepte oftmals nicht das ein, was im Kern darunter verstanden wird. Es macht die bereits etablieren Arbeitsstrukturen möglicherweise angenehmer und attraktiver, doch allein die Einführung von agilem Arbeiten und flexiblen Bürolandschaften erschafft noch keine „Neue Arbeit“. 

Was bedeutet „New Work“?

Der Begriff und das Konzept „New Work“ oder übersetzt „Neue Arbeit“ wurde Anfang der 1980er-Jahre durch den Sozialphilosophen Prof. Dr. Frithjof Bergmann geprägt. Im Ansatz durchaus politisch und sozial-utopisch wurde „New Work“ als Alternative zur Lohnarbeit des Kapitalismus entwickelt. Standardisierten Arbeitsprozessen, dem Leitgedanken der Effizienzsteigerung und dem Menschen als ausführendes Werkzeug stehen bei der „Neuen Arbeit“ der Mensch, Potenzialentfaltung, Kreativität und Innovation gegenüber. 

Grundlage für den konzeptionellen „New Work“-Ansatz ist die Transformation der Industriegesellschaft zu der Wissens- und Informationsgesellschaft von heute, deren Entwicklung konstant und dynamisch voranschreitet. Ebenso entwickelt sich die Arbeitswelt und damit auch die Arbeitsweise. Neue Chancen ergeben sich durch Digitalisierung, Globalisierung und Technologie. 

„New Work“ beschreibt also kurz gesagt den strukturellen Wandel der Arbeitswelt und eine alternative Arbeitsweise zu den starren Arbeitsstrukturen der Industriegesellschaft.

Freiheit, Selbstverantwortung, Sinn, Entwicklung und soziale Verantwortung – die fünf Prinzipien von „New Work“

Um „New Work“ verstehen und umsetzen zu können, ist es von zentraler Bedeutung, sich mit den Werten, die mit diesem Konzept einhergehen, auseinanderzusetzen. „Neue Arbeit“ ist nicht einfach eine Methode, die sich anwenden lässt. Sie ist vielmehr eine Art von Mindset und geleitet von Wertvorstellungen. „New Work“ möchte in der Arbeitswelt Wege für Kreativität, Potenzialentfaltung, Selbstverwirklichung und Freiräume schaffen, aus denen Handlungsfreiheit und Innovation erwächst. 

Markus Väth, Mit-Autor der Charta für „New Work“ (Mai 2019), definierte vor diesem Hintergrund fünf Prinzipien, die „Neue Arbeit“ ausmachen: 

  • Freiheit: Dieser Aspekt der Freiheit umfasst für alle Mitarbeiter*innen beispielsweise eine angstfreie Unternehmenskultur und Atmosphäre, die offenen Austausch sowie Zonen der Fehlertoleranz ermöglicht. Ebenso wichtig ist eine starke interne Vernetzung über alle Hierarchien hinweg und die Schaffung von Experimentierräumen für neues Arbeiten.  

  • Selbstverantwortung: Selbstverantwortung von Führungskräften und Mitarbeiter*innen wird gezielt gefördert. Doch was bedeutet das? Selbstorganisation und operative Selbstregulation entsteht nicht nur über feste Methoden, sondern in der aktiven Auseinandersetzung mit allen Beteiligten. Darüber hinaus sind Mitarbeiter*innen und Teams an Entscheidungen beteiligt und erhalten eine individuelle und kollektive Budget-Autorität. Damit tragen sie eine echte finanzielle Verantwortung.  

  • Sinn: Es gibt eine klare und sichtbare Unternehmensidentität sowie eine echte Wertschöpfung. Mitarbeiter*innen werden gefördert und erhalten die Möglichkeit, ihre Potenziale auszuschöpfen. Das Arbeiten wird als sinnhaft erkannt und jede*r Mitarbeiter*in kann die Wozu-Frage bei allen Aufgaben und Tätigkeiten beantworten. 

  • Entwicklung: Es gibt kollektive Lernstrukturen, in denen persönliche Entwicklung sowie gemeinsame Erweiterung von Fähigkeiten ermöglicht wird. Durch gezielte Förderung von kreativen Fähigkeiten wird die Innovationskraft der Beschäftigten unterstützt. Entscheidungen werden außerdem vermehrt im kollektiven Austausch getroffen. 

  • Soziale Verantwortung: Zum Prinzip der sozialen Verantwortung im Rahmen von „New Work“ gehört das nachhaltige und ökologische Wirtschaften ebenso wie der Grundsatz des ehrbaren Kaufmanns. Hinzu kommt das regionale Engagement des Unternehmens über die eigenen Organisationsgrenzen hinaus. 

Vorteile und Umsetzung des „New Work“-Konzepts 

 Die Definition und die fünf Prinzipien zeigen, dass der Mensch und seine Bedürfnisse bei dem Konzept der „Neuen Arbeit“ im Vordergrund stehen. Bei der konsequenten und unternehmensgerechten Umsetzung dieses Ansatzes profitieren Mitarbeiter*innen und Unternehmen gleichermaßen: Mitarbeiter*innen werden gefördert, erfahren Wertschätzung und erkennen sich als Teil des Unternehmens. Dadurch werden sie engagierter, produktiver, zufriedener und steigern damit auch ihre Innovationskraft im Sinne des Unternehmens. Für das Unternehmen bedeutet dies im Umkehrschluss zufriedene Mitarbeiter*innen, höhere Attraktivität und damit weniger Fluktuation, erhöhte Produktivität, mehr Innovation sowie langfristig gesteigerte Kundenzufriedenheit und Wettbewerbsfähigkeit. 

Gerade für Führungskräfte erscheint ein Wandel hin zu einer ganzheitlich umgesetzten „New Work“-Strategie möglicherweise sehr komplex und hürdenreich. Und nein, es gibt leider keine detaillierte Anleitung, wie sich „New Work“ Schritt für Schritt für das eigene Unternehmen umsetzen lässt. Also wo beginnen? 

„Neue Arbeit“ ist so individuell wie die Unternehmen, die sie umsetzen. Festhalten lässt sich dennoch, dass eine gute Umsetzung von „New Work“ mit der eigenen Unternehmenskultur beginnt. Sie ist die Basis, die sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter*innen auf einen gemeinsamen Nenner bringt. Diese erste Hürde muss von Unternehmen nicht alleine genommen werden. Eine professionelle Begleitung kann hierbei eine wertvolle Grundlage schaffen, um eine ganzheitliche Betrachtung und Umsetzung aus verschiedenen Perspektiven zu gewährleisten. Wie die fünf Prinzipien im Einzelnen im Prozess des Wandels umgesetzt werden können, kann von Unternehmen zu Unternehmen dann ganz verschieden aussehen. 

Ein Wandel hin zu einer angepassten umfassenden „New Work“-Strategie ist ein Prozess, der zusammen von Führungskräften und Mitarbeiter*innen beschritten werden muss. Eine Investition, die sich auszahlt: Wenn Unternehmensführung, Mitarbeiter*innen, Organisation und Technik gemeinsam Hand in Hand arbeiten, ist „New Work“ ein wesentlicher Grundstein für ein lebendiges, innovatives Unternehmen mit Erfolg und Zukunftsfähigkeit.  

Gibt es in Ihrem Unternehmen bereits „New Work“-Aspekte, die aktiv gelebt und kommuniziert werden? Welche Prinzipien sind für Sie eindeutig und was fällt Ihnen vielleicht etwas schwerer? Das Gute: „New Work“ kann man lernen

Wir begleiten Sie gerne durch verschiedene Phasen der Entwicklung oder nehmen den Wandel mit Ihnen zusammen in Angriff.